28/11/2025 0 Kommentare
Strukturreformen im Dekanat: Nachbarschaftsräume werden zu Gesamtkirchengemeinden, Arbeitsgemeinschaften oder fusionieren
Strukturreformen im Dekanat: Nachbarschaftsräume werden zu Gesamtkirchengemeinden, Arbeitsgemeinschaften oder fusionieren
# Gemeinsam im Dekanat

Strukturreformen im Dekanat: Nachbarschaftsräume werden zu Gesamtkirchengemeinden, Arbeitsgemeinschaften oder fusionieren
Ab Januar 2026 starten im Dekanat eine fusionierte Gemeinde sowie drei Gesamtkirchengemeinden. Eine Arbeitsgemeinschaft entsteht im Oberen Edertal. Doch das Umsetzen der Reformen verläuft nicht überall gleich.
Ein Überblick über die Entwicklungen in den Nachbarschaftsräumen, wie sie
Dekan Andreas Friedrich und Präses Britta Duchardt-Linneborn bei der Dekanatssynode in Biedenkopf Ende November dargestellt haben.

Gerade hat man sich an die Nachbarschaftsräume gewöhnt, nun werden sie schon wieder Teil der Kirchengeschichte: Die Kirchengemeinden in den Nachbarschaftsräumen des Dekanats gehen 2026 und 2027 neue Rechtsformen ein. (Grafik: Dekanat BiG /Jenna Stein)
Süden: Drei Gemeinden, eine Zukunft
Die Gemeinden Waldgirmes, Naunheim und Hermannstein bilden ab 2027 eine Gesamtgemeinde. Die Satzung liegt vor, das gemeinsame Gemeindebüro wird in Hermannstein eingerichtet. Doch die Frage, was mit dem sanierungsbedürftigen Gemeindezentrum in Naunheim geschehen soll, steht noch am Anfang. „Das ist eine typische Folgefrage, die sich in vielen Nachbarschaftsräumen stellt“, sagte Duchardt Linneborn. „Die Gebäudeprozesse sind komplex, aber wir gehen sie Schritt für Schritt an.“ Der Nachbarschaftsraum bleibt auch nach 2030 unter der geforderten Mindestgröße – Vergrößerungen sind jedoch nicht möglich, ohne in andere Landeskirchen oder Dekanate einzugreifen.
Bischoffen-Bad Endbach: Herausforderung Pfarrstellen
Hier entsteht ab 2026 eine Gesamtgemeinde. Die Satzung ist beschlossen, das Gemeindebüro in Bischoffen bereits zusammengeführt. Doch im Frühjahr 2026 wird eine weitere Pfarrstelle vakant – „eine große Herausforderung für den Start der neuen Gemeinde“, wie Friedrich einräumte. Der Gebäudeprozess ist zwar entschieden, doch viele Wünsche und Details sind noch ungeklärt. „Es geht darum, Prioritäten zu setzen und gemeinsam Lösungen zu finden.“
Gladenbacher Land: Drei Pfarrer gehen in Rente
Die Fusion aller Gemeinden zum 1. Januar 2027 ist beschlossen, die Vereinigungsvereinbarung soll noch in diesem Jahr unterzeichnet werden. Gleichzeitig gehen drei der vier Pfarrer in den Ruhestand. „Wir bereiten bereits die Ausschreibungen vor“, erklärte Duchardt-Linneborn. Das gemeinsame Gemeindebüro ist bereits in Runzhausen angesiedelt. Der Nachbarschaftsraum hat sich entschieden, nur noch ein Pfarrhaus zu behalten. Was mit den anderen beiden geschieht, muss noch geklärt werden.
Oberland: Radikaler Abbau von Flächen
Ab 2026 wird das Oberland eine Gesamtgemeinde. Die Satzung ist verabschiedet, der Standort des gemeinsamen Gemeindebüros soll in Obereisenhausen sein, nachdem das dortige Gemeindehaus saniert ist. Der Nachbarschaftsraum hat die Versammlungsflächen von 1.400 auf 400 Quadratmeter reduziert und damit die größten Einschnitte im Dekanat zu verkraften“, sagte Friedrich. Gebäude in Dernbach, Frechenhausen, Gönnern und Roth wurden auf „C“ gesetzt, also zur Disposition gestellt, ebenso das vermietete Pfarrhaus in Lixfeld.
Dautphetal: Multifunktionale Kirchen als Lösung
Die Gesamtkirchengemeinde entsteht 2027. An der Satzung wird noch gearbeitet, das Gemeindebüro ist bereits in Dautphe zusammengeführt. Nach mehreren Wechseln bei Pfarr- und Gemeindepädagogenstellen sind nun alle Positionen besetzt. Das Verkündigungsteam besteht aus neun Personen. „Inzwischen gibt es konkrete Pläne, zwei der größeren Kirchen so umzugestalten, dass sie nicht nur für Gottesdienste, sondern für alle gemeindlichen Aktivitäten nutzbar sind.“ Die GBEP-Workshop-Gruppe steht hier noch vor viel Arbeit.
Breidenbacher Grund: Klein, aber gut vorbereitet
Mit rund 3.500 Gemeindegliedern und nur drei Hauptamtlichen im Verkündigungsteam ist dieser Nachbarschaftsraum der kleinste. Dennoch ist der Zusammenschluss zur Gesamtgemeinde ab 2026 vorbereitet: Die Satzung ist fertig, das Gemeindebüro in Breidenbach bereits in Betrieb.
WEB: Vom Nachbarschaftsraum zur Gemeinde
Ab Januar 2026 wird aus dem Nachbarschaftsraum WEB die „Evangelische Kirchengemeinde Obere Lahn Biedenkopf“. Die Zusammenführung der Gemeindebüros steht noch aus, da der Gebäudeplan noch nicht verabschiedet ist. „Der Prozess musste mehrfach vertagt werden, weil die Antwort der Kirchenleitung auf unseren Antrag lange auf sich warten ließ“, erklärte Duchardt-Linneborn. Ein Lichtblick: Die seit Sommer vakante Stelle des Gemeindepädagogen wird ab Februar wiederbesetzt. „Damit kann das sechsköpfige Verkündigungsteam mit den Ehrenamtlichen durchstarten.“
Oberes Edertal: Arbeitsgemeinschaft als Modell
Ab voraussichtlich 2026 bildet das Obere Edertal eine Arbeitsgemeinschaft aus zwölf Gemeinden. „Die Kirchenverwaltung hielt das für kaum machbar“, sagte Friedrich. Aber das Obere Edertal wolle zeigen, dass es geht. Das gemeinsame Gemeindebüro im Einkaufszentrum in Battenfeld existiert bereits seit Jahren und wird sogar erweitert. Zusammen mit der Diakoniestation, dem Regionalen Diakonischen Werk und der Kita-GÜT entsteht hier ein „Regionales Kirchenzentrum“. Der Gebäudeprozess ist zwar beschlossen, doch die Umsetzung bleibt herausfordernd.
„Veränderung tut weh – aber sie ist notwendig“
„Wenn wir von Gebäuden Abschied nehmen oder Pfarrstellen wegfallen, geht etwas zu Ende, was sehr wertvoll war“, gab Friedrich zu. „Doch es geht nicht um Schließungen, sondern um neue, größere Gemeinden.“ Der Mitgliederrückgang – 1.861 weniger Gemeindeglieder zwischen November 2024 und 2025 (minus 4,08 Prozent) – zeige, dass Reformen unumgänglich seien: „Ein `Einfach weiter so´ kann keine Option sein.“ (klk/eöa)
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