„Sie entscheiden selbst, wie Sie Kirche sein wollen!“ - Impulsvortrag macht Dekanatssynodalen ihre Möglichkeiten bewusst

„Sie entscheiden selbst, wie Sie Kirche sein wollen!“ - Impulsvortrag macht Dekanatssynodalen ihre Möglichkeiten bewusst

„Sie entscheiden selbst, wie Sie Kirche sein wollen!“ - Impulsvortrag macht Dekanatssynodalen ihre Möglichkeiten bewusst

# Gemeinsam im Dekanat

„Sie entscheiden selbst, wie Sie Kirche sein wollen!“ - Impulsvortrag macht Dekanatssynodalen ihre Möglichkeiten bewusst

Die evangelische Kirche wird sich verändern, aber sie wird allen Unkenrufen zum Trotz weiterleben. Und wie das – auch im Evangelischen Dekanat Biedenkopf-Gladenbach – aussehen kann, haben alle ehren- und hauptamtlich Engagierten laut Pfarrer i.R. Dr. Steffen Bauer gerade selbst in der Hand.

„Selbst entscheiden, wie Kirche bei Ihnen vor Ort aussehen soll“: Dr. Steffen Bauer machte den Vertretern der 47 Kirchengemeinden im Dekanat Mut, den Wandel der Kirche selbst zu gestalten und dabei nicht zu klein zu denken. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)




„Selbst entscheiden, wie Kirche bei Ihnen vor Ort aussehen soll“: Dr. Steffen Bauer machte den Vertretern der 47 Kirchengemeinden im Dekanat Mut, den Wandel der Kirche selbst zu gestalten und dabei nicht zu klein zu denken. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Der Experte in Sachen evangelische Reformprozesse ermutigte die Synodalen bei der Herbsttagung des Dekanats am Samstag im Gemeindehaus in Biedenkopf, beim Gestalten der Transformationen in ihren Nachbarschaftsräumen und Gemeinden weit nach vorne und „groß“ zu denken, Neues zu wagen und im Team gabenorientiert zu arbeiten. „Wie (über)leben wir den Wandel?“ war der Impulsvortrag des ehemaligen Leiters der EKHN-Ehrenamtsakademie überschrieben, und dazu passend lieferte Bauer jede Menge Beispiele für gelungene neue Aktionen, die auch Menschen jenseits der „Bubble“ erreichen wie etwa „einfach heiraten“. Bei dieser erfolgreichen Aktion können Paare spontan zu einem bestimmten Termin kirchlich heiraten oder sich segnen lassen, oft an öffentlichen Orten außerhalb der Kirchenmauern. In Hessen-Nassau nahmen in diesem Jahr mehrere hundert Paare dieses Angebot an.

„Selbst entscheiden, wie Kirche bei Ihnen vor Ort aussehen soll“: Dr. Steffen Bauer machte den Vertretern der 47 Kirchengemeinden im Dekanat Mut, den Wandel der Kirche selbst zu gestalten und dabei nicht zu klein zu denken. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Dabei müsse auch klar sein, dass man in vielerlei Hinsicht nicht mehr weitermachen dürfe wie bisher, betonte Bauer. Die EKHN habe einen jährlichen Gemeindegliederrückgang von vier Prozent zu verzeichnen; Kirche als organisierte Institution schwinde mehr und mehr. 2040 werde sich die Mitgliederzahl im Vergleich zu 2017 bundesweit auf 10,5 Millionen halbiert haben: „Wir müssen die Probleme benennen, totstellen führt zu nichts“, sagte der Referent. Auch das bloße Optimieren und Nachsteuern koste viel Kraft und führe zu Erschöpfung und Resignation, wenn immer wieder Anderes angepasst werden solle, mahnte er und riet, von der Zukunft her zu denken und sich zu fragen, wie man die Geschichte Gottes lebendig halten könne. Dabei sei Einzelkämpfertum ebenso überholt wie ein Umgang miteinander „von oben herab“: „Es ist Ihre Aufgabe zu überlegen, wie Sie Kirche sein wollen!“, gab er dem Publikum mit und riet: „Lassen Sie sich entlasten!“ Im Team nämlich, über Gemeindegrenzen hinweg, könne man seine Talente und Gaben optimal einsetzen, zumal die Verwaltungsaufgaben künftig laut Kirchenleitungsbeschluss in professionelle Hände ausgelagert werden sollten.

 Angeregt diskutierten die Synodalen über den Impulsvortrag zum Transformationsprozess der evangelischen Kirche. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)





Angeregt diskutierten die Synodalen über den Impulsvortrag zum Transformationsprozess der evangelischen Kirche. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Nach einer Diskussionsrunde gab es neben Zustimmung auch einigen Widerspruch, denn diese angekündigte Verwaltungsentlastung sei noch nicht terminiert, die Optimierungszwänge von oben bestimmt und die Verkündigungsteams oft zu klein, um mehr als den Alltag zu bewältigen. Bauer äußerte Verständnis, betonte aber: „Es hindert Euch nichts, größer und gabenorientierter zu denken!“. Möglich sei etwa eine einzige Telefonnummer als Servicenummer, über die die Anfragen und Aufgaben im Nachbarschaftsraum laufen. Das bedeute das Abgeben von Verantwortung und Entscheidungsbefugnissen, entlaste aber: „Denken Sie nicht nur an die nächste Etappe, sondern weiter: Niemand kann und wird Ihnen abnehmen zu entscheiden, wie Kirche bei Ihnen vor Ort aussehen soll!“

Präses Britta Duchardt-Linneborn als Vorsitzende der Dekanatssynode bedankte sich bei Dr. Steffen Bauer für seine anregenden Impulse und mutmachenden Worte. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)



Präses Britta Duchardt-Linneborn als Vorsitzende der Dekanatssynode bedankte sich bei Dr. Steffen Bauer für seine anregenden Impulse und mutmachenden Worte. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Ist die Kirche austherapiert? Hat die letzte Phase ihres Daseins begonnen? Diese Fragen hatten auch Dekan Andreas Friedrich am Morgen bei seiner Ansprache im Gottesdienst zum Auftakt der Dekanatssynode in der Biedenkopfer Stadtkirche beschäftigt. „Die selbsternannten Sterbehelfer der Kirche sehen sie schon auf der Palliativstation“, kritisierte Friedrich mit Blick auf entsprechende Äußerungen von Kirchenleitenden. Als Volkskirche und kulturell mitbestimmende Größe laufe die Zeit für die Kirche zwar wohl ab, gestand Friedrich ein. Der Mitgliederschwund sei auch in den Gemeinden des Dekanats Biedenkopf-Gladenbach spürbar: Im Vorjahr habe das Dekanat 1860 evangelische Menschen durch Tod, Austritt oder Wegzug verloren: „Jeden Tag fünf weniger!“, bedauerte Friedrich: „Ja, da geht etwas zu Ende!“

Kirche als Leib Christi aber sei quicklebendig, unterstrich der Dekan. Für die Synodalen und alle Engagierten in den Gemeinden sei nun die nächste Aufgabe, den Speckgürtel der Vergangenheit abzuarbeiten und die Kernsanierung anzugehen: „Dabei werden nur bestimmte Ausprägungen von Kirche verschwinden; viele Gemeinden sind stark und lebendig“, machte Friedrich bewusst und forderte dazu auf, nicht die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen: „Wir bekennen uns zur Auferstehung der Toten, da ist für Hoffnungslosigkeit kein Platz!“, bekräftigte der Dekan.

„Wie (über)leben wir den Wandel?“ fragte Pfarrer i.R. Dr. Steffen Bauer in seinem Impulsvortrag vor der Dekanatssynode in Biedenkopf und lieferte dabei viele Anregungen für mögliche Antworten. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

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