
28/08/2025 0 Kommentare
Orgel der Martinskirche in Dautphe wird restauriert: Dekanat und Landeskirche beteiligen sich an den Kosten
Orgel der Martinskirche in Dautphe wird restauriert: Dekanat und Landeskirche beteiligen sich an den Kosten
# Musik+Kunst

Orgel der Martinskirche in Dautphe wird restauriert: Dekanat und Landeskirche beteiligen sich an den Kosten
Die Orgel in der Martinskirche in Dautphe soll restauriert werden. Neben einer gründlichen Reinigung ist dabei auch eine klangliche Erweiterung des Instruments geplant.
Die Kosten dafür werden sich ersten Schätzungen zufolge auf rund 80.000 Euro belaufen. „Jedes Instrument muss regelmäßig gewartet werden und je größer es ist, desto aufwendiger ist auch die Wartung“, sagt Dekanatskirchenmusikerin Rut Hilgenberg. Als größtes Instrument überhaupt könne man sich gut vorstellen, welcher Aufwand das bei einer Orgel bedeutet. „Es sind ja nicht nur die Pfeifen, die man von außen sieht. Auch innen gibt es jede Menge weitere Pfeifen und Verbindungen dazwischen“, erklärt sie. Insgesamt hat die Dautpher Orgel 22 Register und für jedes Register gebe es so viele Pfeifen wie Tasten auf der Klaviatur. Da komme eine ganz schön stattliche Zahl zusammen. „Außerdem steckt ja auch in einer Orgel mittlerweile jede Menge Elektronik, die ebenfalls gewartet werden muss“, ergänzt Hilgenberg.

Dekanatskirchenmusikerin Rut Hilgenberg zeigt, wie faszinierend und ungewohnt eine Orgel klingen kann, wenn aus ihren Pfeifen zum Beispiel „Smoke on the water“ von Deep Purple erklingt. (Foto: Sascha Valentin)
Gestimmt wird die Orgel tatsächlich einmal im Jahr. Aber mit der Reinigung sieht das anders aus. „Normalerweise sagt man, dass die Pfeifen alle 20 bis 30 Jahre gereinigt werden sollten, um sie von Dreck und Staub zu befreien“, weiß die Organistin. „Unsere Orgel wurde aber fast 60 Jahre nicht gereinigt.“ Es werde also höchste Zeit. Für diese anspruchsvolle Aufgabe hat die Kirchengemeinde den Orgelbaumeister Kilian Gottwald aus Amöneburg verpflichtet. Er wird die Orgel komplett auseinandernehmen und jede einzelne Pfeife demontieren. Manche Arbeiten ließen sich vor Ort erledigen, für andere muss er die Teile mit in seine Werkstatt nehmen, erklärt Hilgenberg.Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht, aber „wir gehen von mehreren Monaten aus“, sagt auch Pfarrer Reiner Braun. Er hofft darauf, dass Anfang des kommenden Jahres zügig mit den Arbeiten begonnen wird, sodass die Orgel pünktlich zu Ostern wieder erklingen könnte – und das mit einem veränderten Klangbild, wie Dr. Bernhard Buchstab vom Landesamt für Denkmalpflege betont. Buchstab hat selbst eine Orgelbaulehre absolviert und zum Thema Orgelwerke und deren Prospektgestaltung promoviert. Er verweist darauf, dass neben der Reinigung auch kleinere Änderungen am Klangbild der Orgel geplant sind. So sollen einige Register getrennt werden, damit deren Pfeifen einzeln angespielt werden können. Dadurch werde die Klangvielfalt erweitert. In den 80er Jahren habe es schon einmal kleinere Eingriffe in die Orgel gegeben, wie Buchstab sagt. Damals habe sein Vorvorgänger im Amt, Friedrich Bleibaum, unter anderem die Verblendung über dem Mittelfeld des Freipfeifenprospekts der Orgel angebracht. Bleibaums Name ist ohnehin eng mit der Martinskirche verbunden, wie Reiner Braun verdeutlicht. „Er ist für das heutige Gesicht unserer Kirche verantwortlich“, erklärt Braun. Denn Bleibaum war es, der die bis dato tief hängende Decke der Kirche geöffnet und dadurch den Blick auf das Dach und den Triumphbogen im Altar freigegeben hat.

Prof. Dr. Markus Harzenetter (vorne rechts) überreicht den Förderbescheid für die Orgelrestaurierung an Pfarrer Reiner Braun. Hinten: (v.l.) Dr. Bernhard Buchstab, Rut Hilgenberg, Dr. Karoline Kahl, Direktorin der Sparkasse Marburg-Biedenkopf, Thomas Wilhelm von der Landeskirche und Jörg Klinge, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung. (Foto: Sascha Valentin)
Bei der Finanzierung der Orgelrestaurierung steht die Kirchengemeinde indes nicht alleine dar. Neben dem Dekanat beteiligen sich auch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie das Landesamt für Denkmalpflege an den Kosten. Sie steuern 22.000 Euro aus einem gemeinsamen Förderprogramm bei, das vor einem Vierteljahrhundert aufgelegt wurde, um derartige Orgelrestaurierungen zu unterstützen. „Jedes Jahr setzen wir einen Teil unseres Förderbudgets für diese Aufgabe ein“, erklärt Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege. Allein in diesem Jahr sind es 120.000 Euro.In den zurückliegenden 25 Jahren seien dadurch bereits 184 Orgelrestaurierungen gefördert worden, ergänzt Jörg Klinge, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung. „Auf diese Weise wollen wir die Kirchen als kulturelle Treffpunkte stärken“, betont Klinge. Auf die Martinskirche treffe das wohl in besonderer Weise zu, sagt Reiner Braun und verweist auf die Orgelkonzerte Rut Hilgenbergs. „Wenn sie spielt, kommen auch Zuhörer, die ansonsten nicht in die Kirche gehen“, gesteht Braun. Das liege daran, dass sie die Orgel ausreize und ihr auch ungewöhnliche Melodien entlocke. Was das bedeutet, zeigte Hilgenberg den Besuchern eindrucksvoll: In einem kurzen Orgelspiel startete sie mit Bachs Toccata und Fuge in d-Moll und endete nach „Country Roads“ schließlich mit Deep Purples „Smoke on the water“.
Text und Fotos: Sascha Valentin
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