„Künstliche Intelligenz kann Empathie nur simulieren“: Evangelisches Dekanat veranstaltet Fachtag „Trauer und KI“

„Künstliche Intelligenz kann Empathie nur simulieren“: Evangelisches Dekanat veranstaltet Fachtag „Trauer und KI“

„Künstliche Intelligenz kann Empathie nur simulieren“: Evangelisches Dekanat veranstaltet Fachtag „Trauer und KI“

# Gesellschaft + Bildung

„Künstliche Intelligenz kann Empathie nur simulieren“: Evangelisches Dekanat veranstaltet Fachtag „Trauer und KI“

Künstliche Intelligenz spielt in immer mehr Bereichen unseres Lebens eine zunehmend wichtige Rolle. Aber kann sie auch in der Trauerarbeit hilfreich sein, beim Verlust eines geliebten Menschen? Damit hat sich jetzt ein Fachtag in der Freizeit- und Bildungsstätte des Dekanats Biedenkopf-Gladenbach in Holzhausen/H. beschäftigt, bei dem PfarrerInnen sowie Fachkräfte aus Notfallseelsorge, Bestattung und Trauerbegleitung den aktuellen Stand der Technik und deren Grenzen kennenlernen ausprobieren und kritisch reflektieren konnten.

Tobias Albers-Heinemann referierte beim Fachtag zum Thema



Tobias Albers-Heinemann referierte beim Fachtag zum Thema "Trauer und KI" und gab dabei viele Praxiseinblicke zum Stand der technischen Möglichkeiten. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Können durch Künstliche Intelligenz gesteuerte Sprachmodelle in der Seelsorge unterstützen? Verändert KI unsere Wahrnehmung vom Tod und unsere Erinnerung an Verstorbene? Was macht es mit Trauernden, wenn sie sich mit einem KI-generierten Abbild ihres geliebten Verstorbenen unterhalten können, das nicht nur so aussieht wie dieser, sondern auch so reagiert? „Wir müssen kritisch hinschauen und uns immer wieder fragen, wo wir Nein sagen“, machte Tobias Albers-Heinemann vom Fachbereich Erwachsenen- und Familienbildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) deutlich, der als Referent zusammen mit Dr. Carmen Berger-Zell und Lukas Spahlinger unterschiedliche Aspekte des Themas „Trauer und Künstliche Intelligenz“ beleuchtete.

Mehr als 20 PfarrerInnen sowie Fachkräfte aus Notfallseelsorge, Bestattung und Trauerbegleitung beschäftigten sich in der Freizeit- und Bildungsstätte mit technischen und ethischen Gesichtspunkten des Themenbereichs




Mehr als 20 PfarrerInnen sowie Fachkräfte aus Notfallseelsorge, Bestattung und Trauerbegleitung beschäftigten sich in der Freizeit- und Bildungsstätte mit technischen und ethischen Gesichtspunkten des Themenbereichs "Trauer und KI". (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Was brauchen Menschen überhaupt in ihrer Trauer? Wie unterschiedlich erleben sie ihren Verlust? Diesen und anderen grundlegenden Fragen widmete sich am Vormittag Carmen Berger-Zell vom Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN in der Einheit „Facetten der Trauer“. 

Am Nachmittag beschäftigten sich die rund zwei Dutzend Teilnehmer dann vorwiegend mit den technischen Möglichkeiten der KI-gestützten Trauerbegleitung. Lukas Spahlinger als Referent für Digitale Welt im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN stellte einen speziell für die Trauerarbeit programmierten Chatbot vor. Dieser „Griefbot“ beeindruckte die Gruppe durch gute Antworten und einige erstaunliche Fähigkeiten einschließlich sogenannter „Red Flags“ etwa bei geäußerten Suizidgedanken – ganz im Gegensatz zu den später getesteten „normalen“ Chatbots, die ziemlich maschinell und wenig zugewandt auf die Anfragen in Sachen Trauerbegleitung reagierten. „KI ist nicht empathisch, KI kann Empathie nur simulieren“, warnte Tobias Albers-Heinemann vor allzu großen Erwartungen in dieser Hinsicht. Wo Fachkräfte fehlen – etwa in der Pflege oder der Telefonseelsorge – ist seiner Einschätzung zufolge künftig KI-Unterstützung zu erwarten und in manchen technologisch fortschrittlicheren Ländern auch schon im Einsatz.

Mehr als 20 PfarrerInnen sowie Fachkräfte aus Notfallseelsorge, Bestattung und Trauerbegleitung beschäftigten sich in der Freizeit- und Bildungsstätte mit technischen und ethischen Gesichtspunkten des Themenbereichs

Die KI kann nicht umarmen, Trost und Nähe spenden und die menschliche Begleitung ersetzen – aber sie kann im Idealfall Trauernde darauf verweisen, dass diese Option weiter- und besser helfen kann. „Es bleiben viele offene Fragen, vor allem aus ethischer Sicht“, bilanzierte nach der Schlussrunde Marion Schmidt-Biber (Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat BiG), die die Tagung für das Evangelische Dekanat Biedenkopf-Gladenbach organisiert hatte. Das Thema „Trauer und Künstliche Intelligenz“ stelle eine Herausforderung dar, mit der die Kirche sich beschäftigen und positionieren müsse, sagte sie. Ein weiterer Fachtag zum Thema mit dem Expertenteam aus den Zentren der EKHN könne dazu beitragen, waren sich die Teilnehmenden einig.

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