
25/09/2025 0 Kommentare
„Ich hätte gerne das Blühen und Ernten mitbekommen“: Pfarrerehepaar Deborah und Marcel Kehr wechselt nach Montabaur | Verabschiedung am Sonntag in Oberdieten
„Ich hätte gerne das Blühen und Ernten mitbekommen“: Pfarrerehepaar Deborah und Marcel Kehr wechselt nach Montabaur | Verabschiedung am Sonntag in Oberdieten
# Gemeinsam im Dekanat

„Ich hätte gerne das Blühen und Ernten mitbekommen“: Pfarrerehepaar Deborah und Marcel Kehr wechselt nach Montabaur | Verabschiedung am Sonntag in Oberdieten
Eigentlich ist kaum etwas so gelaufen in den vergangenen Jahren wie Deborah Kehr und ihr Mann Marcel sich das vorgestellt haben. Und trotzdem war es gut für sie. Seit ihrem Start Anfang 2023 als Pfarrerin in Oberdieten und für ihn als Vikar in Biedenkopf. Gut, aber eben anders. Nun wechseln sie gemeinsam in den Westerwald auf die beiden Pfarrstellen der Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur.
Manche aus ihrem neuen Verkündigungsteam kennen die beiden schon aus Studienzeiten, und sie haben das gute Gefühl, dass sie mit ihren Ideen und ihrer Kreativität dorthin passen. Für Deborah Kehr ist es auch ein bisschen wie Nachhause-Kommen: Sie stammt aus der Nähe von Westerburg und ist in Montabaur zur Schule gegangen. Die Eltern sind in der Nähe, so dass sie ihre zwei und viereinhalb Jahre jungen Kinder gut aufgehoben wissen, wenn sie mal beide gleichzeitig ranmüssen – was sich bei zwei Vollzeitstellen nicht vermeiden lassen wird.
In die Vorfreude auf Montabaur mischt sich aber auch das Gefühl, dass einiges unvollendet zurückbleibt, vor allem für Deborah Kehr. „Ich hatte einen ganz tollen Kirchenvorstand in Oberdieten und konnte vieles ausprobieren“, erzählt sie. „Aber durch Corona und zwei Elternzeiten sind wir bei manchem noch beim Pflügen und Säen, bei dem ich gerne auch das Blühen und Ernten mitbekommen hätte, das ist schade.“ Die beiden wären nach dem Ende von Marcels Vikariat gerne im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach geblieben, suchten aber nach zwei Pfarrstellen in einem Nachbarschaftsraum, um als Paar auch zusammen arbeiten zu können. „Wir sprechen auch privat viel über unsere Arbeit und tauschen uns über alles aus“, erläutert Marcel Kehr. Auch er lobt das tolle Team in Biedenkopf und bedauert, dass es keine passenden freien Stellen für ihn und seine Frau gab. In den vergangenen Monaten hat er als Vertretung gearbeitet und ist überall im Dekanat mal eingesprungen: „Ich mag die Beziehungsarbeit im Pfarrdienst sehr, aber dass ich da jedes Mal vor einer neuen Situation stand, war auch sehr spannend“, sagt er.
Der 30-Jährige stammt vom Steinhuder Meer und hat seinerzeit über ein Praktikum beim Ortspfarrer während seiner Konfirmandenzeit Interesse am Beruf gefunden: „Dass er abseits der Sonntage praktisch wie ein Geschäftsführer sein kleines Unternehmen managte, fand ich sehr interessant und spannend“, erinnert er sich. Später beim Studium in Münster war es unter anderem das detektivische Arbeiten mit der Bibel, das ihn fesselte. Und auch seine Zeit in Biedenkopf klingt ein bisschen nach Abenteuer, wenn Marcel zurückblickt: „Durch die Vakanz einer Pfarrstelle habe ich unter realistischen Bedingungen mitarbeiten und mir viel abgucken können, unter anderem bei der Dachsanierung und im Krisenmanagement“, sagt er und lobt die kollegiale Zusammenarbeit mit seiner Lehrpfarrerin Natascha Reuter.
Im Gegensatz zu ihrem Mann hat Deborah Kehr die sozusagen klassische kirchliche Sozialisation mit Kinderchor, Kindergottesdienst, Jungschar und Jugendkreis erlebt – und dann erstmal Buchhändlerin gelernt. Erst, als sie nach der Ausbildung nicht übernommen werden konnte, wurde die Theologie zur Option: „Das war eher ein Prozess, bei dem das Ende noch nicht ganz klar war“, erinnert sich die 35-Jährige: „Während des Studiums habe ich mich dann an den Pfarrberuf angenähert.“ Als sie Anfang 2020 zum Vikariat nach Gladenbach kam, begann direkt die Corona-Zeit: „Es war nie langweilig, aber `normalen´ Pfarrdienst habe ich erst viel später im Probedienst erlebt und mir dann gedacht, `Ach, so ist das eigentlich!´“, lacht sie: „Mein erster Gottesdienst im Talar war der Auto-Gottesdienst am Einkaufszentrum, bei dem wir auf dem LKW-Anhänger standen und die Besucher in ihren Autos sitzen bleiben mussten.“ Sie nimmt aus dieser Zeit den Mut mit, auch mal ungewöhnliche Ideen anzugehen und zugleich auch eine Gelassenheit aus dem Bewusstsein heraus, dass „ich nicht alles alleine machen muss.“
Denn das Zusammenwachsen der Kirchengemeinden zu Nachbarschaftsräumen und bald zu Gesamtkirchengemeinden macht für beide deutlich, wie vieles sich gerade in der evangelischen Kirche verändert, und sie bedauern, dass sie die von ihnen mit angeschobenen Prozesse nicht weiterbegleiten können. „Viele Menschen haben richtig Lust, selber was zu machen und zu gestalten“, sagt Deborah, und Marcel ergänzt: „Das Ehrenamt zu bestärken und zu unterstützen als Ermöglicher, das ist die Zukunft des Pfarrberufs“. Dass sie beide in der vergleichsweise kurzen Zeit in ihren Gemeinden und Nachbarschaftsräumen viele dieser Menschen noch nicht richtig kennenlernen haben können, bedauern sie sehr: „Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob wir gerade erst mit dem Anwurzeln begonnen hätten“, überlegt sie, passend zum Bild vom Säen und Ernten: „Und nun werden wir woanders eingetopft…“. Tröstlich für Deborah ist, dass in ihrer Zeit auch dank der Engagierten manches wie der Seniorenkreis, das Friedensgebet und die Familienkirche entstanden sind und Bestand haben werden. Dafür ist sie dankbar: „Ich bin ein Stück des Weges mitgegangen!“ (klk/eöa)

INFO:
Pfarrerin Deborah Kehr wird am Sonntag (28. September) um 14 Uhr in der evangelischen Kirche Oberdieten von der Stellvertretenden Dekanin Christina Ronzheimer aus dem Nachbarschaftsraum Breidenbacher Grund verabschiedet. Sie übernimmt mit ihrem Mann Marcel Kehr die Pfarrstellen in der Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur.
Nach dem Gottesdienst ist die Gemeinde zu Kaffee und Kuchen im benachbarten Dorfgemeinschaftshaus eingeladen. Vikar Marcel Kehr ist bereits im Juli in Biedenkopf verabschiedet worden. Die Einführung von Deborah Kehr findet gemeinsam mit der Ordination von Marcel Kehr am 26. Oktober um 14 Uhr in der Evangelischen Pauluskirche Montabaur statt.
Foto: Peter Bongard / eöa
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