 
 28/10/2025 0 Kommentare
Eindrückliche Begegnungen mit Geschichte und Gemeinschaft: Bildungsreise des Dekanats führte nach Erfurt und Weimar
Eindrückliche Begegnungen mit Geschichte und Gemeinschaft: Bildungsreise des Dekanats führte nach Erfurt und Weimar
# Gesellschaft + Bildung

Eindrückliche Begegnungen mit Geschichte und Gemeinschaft: Bildungsreise des Dekanats führte nach Erfurt und Weimar
Eine besondere Bildungsfahrt führte am vergangenen Wochenende 41 Teilnehmende aus dem Evangelischen Dekanat Biedenkopf-Gladenbach und der Gesamtschule Battenberg nach Erfurt und Weimar. Die zweitägige Exkursion stand im Zeichen der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte – und zugleich im Zeichen des Miteinanders.

Am frühen Samstagmorgen startete die Gruppe mit dem Bus in Richtung Thüringen. Erste Station war der Erinnerungsort „Topf & Söhne“ in Erfurt. Das Unternehmen war während der NS-Zeit maßgeblich an der Entwicklung und Herstellung der Verbrennungsöfen für die Konzentrations- und Vernichtungslager beteiligt. Die Gedenkstätte dokumentiert eindrücklich, wie Ingenieure und Kaufleute den Massenmord technisch ermöglichten – und dabei ihre moralische Verantwortung verdrängten.
Erfurt: „Topf & Söhne“ – Technik im Dienst des Terrors

In zwei Gruppen erhielten die Teilnehmenden eine informativ gestaltete Führung über das Außengelände der ehemaligen Fabrik. Ein Dokumentarfilm sowie eine anschließende Quellenarbeit ermöglichten eine intensive Auseinandersetzung mit den persönlichen und gesellschaftlichen Dimensionen dieser Geschichte. Die engagierten Mitarbeitenden der Gedenkstätte verstanden es, historische Fakten mit ethischen Fragen zu verbinden – ein Eindruck, der viele noch lange beschäftigte.
Weimar: Stadt der Kultur und des Unrechts

Am Nachmittag ging die Fahrt weiter nach Weimar. Während einer Stadtführung zum Thema „Weimar und der Nationalsozialismus“ wurde deutlich, wie eng Kultur und Diktatur in dieser Stadt nebeneinander existierten: Orte des Humanismus – wie das Goethehaus – liegen in Sichtweite der Orte, an denen die nationalsozialistische Ideologie wuchs.

Nach einem eindrucksvollen Rundgang bezogen die Teilnehmenden ihre Quartiere in zwei Hotels. Am Abend traf sich die Gruppe zum gemeinsamen Essen im Restaurant „Jagemanns“. Bei hervorragendem Essen und lebendigen Gesprächen wurde der Tag in geselliger Runde beschlossen. Besonders der offene Austausch und die herzliche Atmosphäre prägten den Abend – jüngere und ältere Teilnehmende kamen ins Gespräch, erzählten von ihren Eindrücken und Erfahrungen. „Es war eine sehr harmonische Gruppe“, so das Fazit vieler: geprägt von Interesse, Respekt und Zusammenhalt.
Buchenwald: Erinnern und Verantwortung übernehmen

Am Sonntag führte der Weg zur Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Nach dem Frühstück und der kurzen Fahrt beschäftigte sich die Gruppe zunächst in Kleingruppenarbeit mit historischen Fotos aus dem Konzentrationslager. Die anschließende Führung über das Gelände mit dem berüchtigten Lagertor und dem Krematorium machte das unermessliche Leid der Häftlinge greifbar.

Zwischen 1937 und 1945 waren hier über 250.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert; mehr als 56.000 von ihnen wurden ermordet oder kamen durch Hunger, Krankheit und Zwangsarbeit ums Leben. Die Kälte und der heftige Wind an diesem Tag ließen die Atmosphäre des Ortes besonders eindringlich wirken – „das Wetter passte zur Schwere der Eindrücke“, meinte ein Teilnehmer.

Nach einer Mittagspause blieb Zeit, die Ausstellung, eine rekonstruierte Baracke und einen Wachturm zu besichtigen. Auch hier lobten die Teilnehmenden die einfühlsame und zugleich sachkundige Begleitung durch die Guides. Zum Abschluss führte der Weg zum Mahnmal und Glockenturm, die in den 1950er-Jahren in der DDR als nationales Denkmal gegen Faschismus und Krieg errichtet wurden. Sie erinnern bis heute an die Opfer und mahnen zur Verantwortung.
Gemeinschaft, die trägt

Am Nachmittag trat die Gruppe die Rückfahrt an – bewegt, nachdenklich, aber auch dankbar für die gemeinsamen Erlebnisse. Viele äußerten den Wunsch, die Gespräche fortzusetzen und sich bald wiederzusehen.
So bleibt diese Exkursion nicht nur als intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte in Erinnerung, sondern auch als Zeit gelebter Gemeinschaft – geprägt von Offenheit, gegenseitigem Respekt und der gemeinsamen Suche nach Orientierung im Heute.
Text: Clemens von Dressler
Fotos: Clemens von Dressler, Markus Dick und Marion Schmidt-Biber
 
 
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